© Dragon Illumination Arts GmbH

Die Brunft der Riesenhirsche

Der Riesenhirsch (Megaloceros giganteus) war eine der beeindruckendsten Hirscharten, die je gelebt haben. Er besiedelte offene Steppen und lichte Wälder in Europa und Asien während der letzten Kaltzeiten. Besonders markant war das gigantische Geweih der Männchen, das mit einer Spannweite von bis zu 3,60 Metern das größte Geweih aller Zeiten darstellt. Wie bei allen Hirschen außer dem Rentier wuchsen diese majestätischen Geweihe ausschließlich den männlichen Tieren. Sie wurden jedes Jahr im Spätwinter oder Frühling abgeworfen und über den Sommer hinweg neu gebildet – ein enormer energetischer Aufwand, der auf die gute Verfügbarkeit von Nährstoffen in ihrer Umwelt hinweist.

Es wird angenommen, dass Riesenhirsche wie viele ihrer heutigen Verwandten ritualisierte Brunftkämpfe austrugen, um das Paarungsvorrecht unter den Männchen zu bestimmen. In solchen Auseinandersetzungen dienten die riesigen Geweihe vermutlich weniger als echte Waffen, sondern eher zur Demonstration von Stärke und Gesundheit, mit denen sie Rivalen einschüchterten und Weibchen beeindruckten. Dennoch konnten die Kämpfe gelegentlich eskalieren und verhakte Geweihe könnten für die Kontrahenten tödlich gewesen sein.

© Dragon Illumination Arts GmbH

Das Aussterben des Riesenhirsches vor etwa 7.000 Jahren fällt auf das Ende der beeindruckenden Tierwelt der eiszeitlichen Mammutsteppen. Wahrscheinlich führte eine Kombination verschiedener Faktoren zu ihrem Verschwinden. Die Bejagung durch den Menschen setzte den Populationen stark zu – insbesondere in einer Zeit, in der Lebensräume schrumpften und sich die Vegetation veränderte. Mit dem Ende der letzten Eiszeit gingen offene Steppenlandschaften zunehmend in dichte Wälder über, was das Nahrungsangebot für die großen Tierherden, Gräser und Kräuter, stark verringerte. Gleichzeitig erhöhte sich die Nahrungskonkurrenz durch kleinere, wendigere Arten wie dem Rothirsch oder dem Rentier, die sich besser an die neuen Umweltbedingungen anpassen konnten. Dieses Zusammenspiel aus menschlichem Einfluss und klimatischen Veränderungen führte schließlich zum Aussterben einer gesamten Lebensgemeinschaft großer Säugetierarten.